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Ein Mittler zwischen den Welten ist gegangen

Von Gerd Hickmann

Unser Kreistagskollege Dietmar Schöning ist tot. Er war ein besonderer Mensch, prägender Kreisrat, freier Demokrat im besten Sinne und verdient Würdigung, über Parteigrenzen hinweg. Seit 1989 im Kreistag, hat er aus einer kleinen liberalen Fraktion heraus die Debatten und Lösungsfindungen über Jahrzehnte mitbestimmt. In seinem Selbstverständnis fest im bürgerlichen Lager beheimatet – er wurde ärgerlich, wenn man frotzelte, er sei ja gar kein richtiger FDPler – war erimmer offen für begründete fortschrittliche, soziale und ökologische Anliegen. Mit ihm konnte man den Diskurs führen, die Argumente messen, lösungsorientierte Kompromisse finden. Für uns Grüne war er ein wichtiger Brückenkopf im bürgerlich-konservativen Lager. Dadurch ist im Kreis Tübingen einiges gelungen, was uns von anderen Kreisen abhebt. Durch diese Unabhängigkeit hatte sein Wort stets Gewicht. Das lag auch an seinen profunden Kenntnissen zu allen Fragen der großen und kleinen Politik, die er mit enormer Erfahrung verband. Heute gibt es Google und Wikipedia, früher gab es Dietmar Schöning, so wurde in diesen Tagen immer wieder karikiert. Oftmals waren er und seine kleine liberale Fraktion das Zünglein an der Waage der Mehrheitsverhältnisse im Kreistag, eine Rolle, die ihm durchaus gefiel.
Mich selbst verbinden mit ihm 30 Jahre gemeinsamer Mobilitätspolitik, er war nicht nur Kämpfer für den Ausbau von Bahnen und Bussen, sondern selbst alltäglicher Nutzer. Sowusste er, worauf es ankommt. Als sich der damalige Landrat Albrecht Kroymann gegen die Rettung der Ammertalbahn vor der endgültigen Stilllegung und ihre Reaktivierung unter Kreisregie sperrte, war er beim Bürgerverein aller politischen Farben dabei, um selbst die Strecke von der Bahn zu kaufen, und so den Kreistag unter Druck zu setzen – erfolgreich. Er war in den 90ern Gründungsmitglied und –vorstand des überparteilichen Fördervereins Pro RegioStadtbahn, dem es mit Ausdauer und Geschick gelang, aus der frühen Vision einiger weniger ein inzwischen politisch breit getragenes Schlüsselprojekt der nachhaltigen Mobilität zu machen.
Dietmar Schöning hat für die Politik, ja: das Allgemeinwohl gelebt. Das war seine Passion, sein ganzes Leben. Dabei blieb er persönlich immer auf Distanz, das Kumpelhafte war das seine nicht. Mit ihm verlieren wir einen feinen Menschen und Mittler. Ohne ihn wird auch der Kreistag ein anderer sein. Wir werden ihn vermissen.



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