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Flächenfressende Konkurrenz

von Gabriele Dreher-Reeß

"Das ist hier aber die ökologisch wertvollere Fläche", so sagen die einen, und meinen vielleicht Streuobstwiesen, Hänge oder Bachlandschaften. "Dort ist nur so ein monotoner Maisacker" halten sie anderen entgegen, verkennen aber, dass es sich trotzdem um etwas wertvolles handelt, nämlich Ackerland. So wird munter gegeneinander argumentiert, in Gremien und vor Ort, wenn man Flächen zum Bauen braucht. Für uns Grüne ist das immer wieder abenteuerlich, wenn wir über jeden Tag knappere Ressourcen reden, nämlich unversiegelte, freie, naturnahe Flächen, in einem so verdichteten Raum. Für mich sind diese Flächen alle ökologisch gleich viel wert.

Der Bürgerprotest ums Rottenburger Galgenfeld beschäftigt gerade viele. Das Thema betrifft nicht nur Rottenburg, sondern viele Gemeinden im Land. Sie stehen in Konkurrenz. Jeder Bürgermeister argumentiert damit, dass Nachbargemeinden große Gewerbeflächen hätten, die für die Firmen einfach und ohne Auflagen sind, und man ohne eigene ausgewiesene Flächen ins Hintertreffen geraten könne. Diese Argumentation trägt einfach nicht mehr. Der Umgang mit Flächen muss, trotz des wichtigen kommunalen Selbstverwaltungsrechts, in größeren Zusammenhängen gedacht werden. Hier bieten die Regionalverbände und ihre Gremien eine Chance. Sie erarbeiten die Regionalpläne, die Grundlage für kommunale Planungen sind.

Zurzeit wird unter dem Titel "Zukunftsfähiger Wirtschafts- und Gewerbestandort Neckar-Alb" eine Studie zur regionalen Gewerbeflächenentwicklung erstellt (auf Grünen-Antrag hin auch unter Beteiligung der Naturschutzverbände). Auf dieser gemeinsamen Ebene müssen ganz neue Ideen für zukünftige Umlegungen entwickelt werden, die alle Beteiligten sich zu Leitlinien machen könnten (etwa Bauzwang, Parkhäuser oder gemeinsame Nutzung von Flächen durch kleinere Betriebe oder mehrstöckiges Bauen. Manche Kommunen würden vielleicht gemeinsame Gewerbegebiete entwickeln). Somit wären die Bedingungen für die Firmen überall gleich, und die wertvollen Flächen könnten gezielt sparsam eingesetzt werden.

Wir wünschen dem Bürgerbegehren in Rottenburg viel Erfolg, denn so entsteht Zeit für diese neuen Ideen. Und wir wünschen den Bürgermeistern im Regionalverband den Mut, diesen nicht immer als lästige "Regulierung" zu sehen, sondern als Chance, aus der flächenfressenden Konkurrenz herauszukommen.

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