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Klimaschuldenbremse

von Martin Brunotte

„Man kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben.“ Diese einfache Einsicht hat nach der Finanzkrise vor zehn Jahren dazu geführt, eine Schuldenbremse in das Grundgesetz aufzunehmen. Den folgenden Generationen dürfen wir keine erdrückenden Schuldenberge hinterlassen. Mit den Fridays-for-Future-Protesten verstärkt sich die Erkenntnis, dass wir durch unsere derzeitige Lebensweise kontinuierlich auch ökologische Schulden aufnehmen. Unsere Schulden müssen schon heute von Menschen in anderen Erdteilen und zukünftig von unseren Kindern und Enkeln abgezahlt werden.

Wie kann nun eine „ökologische Schuldenbremse“ konkret für den Landkreis Tübingen aussehen? Im Landkreis stehen – ebenso wie in einem Privathaushalt - größere Vorhaben immer unter Finanzierungsvorbehalt. Genauso sollten zukünftig Planungen und Entscheidungen des Kreistags unter Klimavorbehalt gestellt werden. Wir müssen nicht nur wissen, wie viel Euro uns diese Entscheidungen kosten oder einbringen, sondern auch wie viel CO2 beispielsweise durch einen Schulneubau, die Ausweitung des Biosphärengebiets oder die Streckenführung der Regionalstadtbahn emittiert oder eingespart werden. Als Verbraucher wissen wir, wie schwierig eine solche Bewertung oft sein kann: Hat der Kühlhaus-Apfel vom Bodensee oder der aus Neuseeland eine bessere Klimabilanz, wie sieht es beim vollbesetzten PKW im Vergleich zum ICE oder beim Elektroauto im Vergleich zum Diesel aus? Für eine halbwegs objektive Beurteilung braucht es gesicherte Annahmen und anerkannte Methoden. Im Landkreis Tübingen haben wir kompetente Unternehmen und Hochschulen, die solche Bewertungen vornehmen und die Entscheidungen des Kreistags mit wissenschaftlich begleiten können.

Ein aktuelles Beispiel macht den großen Entscheidungsspielraum des Kreistags für das Klima deutlich: In Kürze wird über die Entwürfe für den Erweiterungsbau der Berufsschule in Rottenburg entschieden: Ein konventioneller Massivbau stößt durch Bau und Betrieb über die nächsten 50 Jahre mehrere tausend Tonnen CO2 aus. Ein Plusenergiegebäude aus Holz spart dagegen durch Bindung von Kohlenstoff, geringere Herstellungs- und Betriebsenergie sowie durch Einspeisung von Solarstrom große Mengen CO2 ein. Die grüne Fraktion macht sich daher für einen kreisweiten Klimavorbehalt und die Berücksichtigung der ökologischen Schuldlast bei jeder Entscheidung stark.

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