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Integration braucht Geduld

von Jürgen Hirning

Ich bin einer der Sprecher des Gomaringer Flüchtlingsnetzwerks. Zusammen mit den Sozialarbeiterinnen des Kreises kümmern wir uns seit Ende 2015 um die zirka 60 Geflüchteten hier in unserem Heimatdorf. Patinnen und Paten für alle Familien, Teams für Willkommenheißen, für Sachspenden und Möbelbeschaffung, für Sprachförderung und Hausaufgabenbetreuung, Dolmetschende. Dazuhin unser regelmäßiges Asyl-Café, unser wunderbarer interkultureller Garten. Wir sind schon ein kleines "Betrieble" . Mit vielen helfenden Hände und Herzen, natürlich auch von der Integrationsbeauftragten und der Verwaltung schaffen wir das.

Soeben ist mein Gast gegangen. M., nun 18 Jahre alt, aus Eritrea vor zwei Jahren mit seinem Weggefährten Y. im Alter von 16 Jahren allein nach Deutschland geflüchtet. Er hat mir zum ersten Mal von ihrer vier Monate währenden Flucht durch den lebensgefährlichen Sudan und Libyen erzählt. Er entfloh der hinterlistigen Verfolgung als Christ und der Angst vor einem Leben in Elend. Ich habe ihm atemlos zugehört. Bald wird er nun eine Lehre als Koch beginnen. Er ist sehr dankbar. Wie unsere anderen Flüchtlinge auch.

Müde, ausgelaugt und entwurzelt von zum Teil mehrmonatiger Flucht und Aufenthalt in einer Landeserstaufnahmestelle kamen sie bei uns an. Hier, in Sicherheit und Frieden und wohl versorgt, konnten sie sich erholen, neue Kräfte und neuen Mut sammeln für das Leben hier, für das Abenteuer Deutschland. Sie alle flohen vor Krieg, Verfolgung, Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen, Terror. Wir glauben ihnen.

Wenn S. und R., zwei tapfere und blitzgescheite Jungs (10 und 12) aus Afghanistan erzählen, wie die Taliban durch ihr Dorf marschierten, waffenstarrend Angst und Schrecken verbreitend, da gefriert einem das Blut in den Adern.

Nun müssen sie alle Deutsch lernen und verzweifeln zum Teil fast daran, aber es gibt keinen anderen Weg. Ohne Deutsch keine Arbeit und ewige Abhängigkeit vom Staat, sie wissen es sehr wohl. Da sind wir und die Behörden ganz streng. Aber es wird unendlich viel Geduld brauchen von beiden Seiten. Geduld und Verständnis und Anteilnahme. Und Freundschaft. Das sind die Schlüsselwörter für ein gedeihliches Miteinander. So schaffen wir es. Es wird beiden Seiten gut tun.

Meine Bitte zum Schluss: Lassen Sie sich niemals gehen unsere Flüchtlinge aufhetzen. Es ist verwerflich.

 



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